Mobbing unter Kollegen ist ein großes Problem. Doch die Gefahr kommt nicht nur von Kollegen, sondern immer öfter „von oben“, dem sogenannten Bossing. Verschiedene Studien belegen, dass inzwischen an jedem zweiten Mobbingfall eine Führungskraft beteiligt ist. Das Ziel ist, den betroffenen Mitarbeiter systematisch einzuschüchtern und kaltzustellen.
Bossing seitens einer Führungskraft/Chef:
Das ist Psychoterror „von oben“. Für dieses Verhalten einer Führungskraft gibt es mindestens zwei Gründe.
Zum einen will sie ihre Macht ausspielen, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Deshalb „suchen“ sie sich Menschen, die leicht zu manipulieren sind. Weitere Bossing-Opfer sind Mitarbeiter, die nach einer starken Führung verlangen und über kein starkes und gefestigtes Selbstwertgefühl verfügen. Obwohl sie die vereinbarten Leistungen fristgerecht abliefern, sind sie leichte Beute für die Chefs, weil es hier nicht um Leistung geht, sondern um Machtspiele.
Zum anderen fehlt es der gestörten Führungskraft an Kompetenz. Sie ist ihre Aufgabe nicht gewachsen und nicht selten zufällig in diese Position hereingedrückt worden. In dieser Funktion hat sie es nicht geschafft, eine Führungsreife zu entwickeln. Sie mag über das notwendige Fachwissen verfügen, doch ist dieses nur der kleinere Teil, den eine Führungskraft ausmacht. Der weitaus größere Teil setzt sich aus Softskills zusammen. Fehlt es daran, wirkt sich dieses häufig negativ auf das Selbstwertgefühl der Führungskraft aus. Durch ihr Verhalten gegenüber ihren Mitarbeitern überspielen sie dieses Problem, genauso wie ihre Inkompetenz, indem sie sich als „knallharten Macher“ inszenieren. Dennoch leben die betroffenen Führungskräfte in ständiger Angst, enttarnt zu werden. Kommt dann ein potenzieller Nachfolger ins Unternehmen, fürchten sie um ihre Position und damit um ihre Macht. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als durch Macht- und Psychospiele nicht nur diese einzelne Person, sondern häufig weitere innerhalb des Teams zu mobben. Gleiches gilt, wenn das Unternehmen bestrebt ist, aus eigenen Reihen Führungskräfte aufzubauen. In diesem Fall wird der Vorgesetzte die mögliche Konkurrenz in den eigenen Regeln so lange bekämpfen, bis diese resigniert aufgibt. Das wiederum führt dazu, dass sich die Führungskraft nicht nur einen Vorsprung verschafft hat, sondern noch fester im Sattel sitzt. Sie wird dadurch als mächtiger wahrgenommen, was sie noch weniger unangreifbarer macht.
Das macht es für Bossing-Opfer so schwer, dagegen vorzugehen. Auch kann es nicht auf Verbündete innerhalb des Team setzen. Die Angst selbst ein Bossing-Opfer zu werden, ist größer als den Kollegen in Schutz zu nehmen. Dieser unheilvoller Verlauf schädigt das Betriebsklima und führt zu Kündigungen von talentierten Mitarbeitern.
Die Herausforderung besteht darin, dass perfide Verhalten der Führungskraft nachzuweisen. Das ist für Opfer kaum möglich. Sie brauchen Unterstützung von außen, die wir leisten können.